Auch Donauschwaben können Mutscheln

Die Donauschwäbische Tanz- und Folkloregruppe Reutlingen hat sich zum traditionellen Mutscheltag getroffen und um das beliebte Gebäck „gemutschelt“.
Beim Mutscheltag handelt es sich um eine Tradition aus Reutlingen, die immer am Donnerstag nach dem Dreikönigstag stattfindet. Im Reutlinger Mutschel Büchle, in dem die Geschichte und Spielregeln des Reutlinger Mutscheltags stehen, ist geschrieben: „Das Erscheinungsfest heisst vielfach das „Öberste“ oder der Sterntag. Am Abend vor demselben wird im Bezirk außerhalb Reutlingens weißes Brot gebacken in der Form eines Sternes, dessen Zinken jedoch hervorragender und deutlicher als die des Müllerkuchens die strahlende Sonne darstellen. In Reutlingen nennt man jenes Backwerk Mutscheln. […]Am Abend dieses Tages verwandeln sich die Bäckerstuben in Wirtshäuser, in welchen es sehr lebhaft zugeht; überall werden Mutscheln herausgewürfelt und Wein dazu getrunken. Wehe dem Ehemann, der an diesem Abend ohne Mutschel nach Hause kehrt.“
Ganz nach dieser Tradition hat sich die Tanzgruppe getroffen und jeder hatte Mutscheln als Spieleinsatz mitgebracht. Da es die Mutscheln in unterschiedlichen Größen gibt wurde mit einfachen Spielen begonnen, bei denen z.B. die möglichst kleine bzw. größte Zahl gewürfelt werden musste in drei Durchgängen um eine kleine Mutschel zu erhalten.
Etwas schwieriger wurde es schon bei den mittleren Mutscheln. Dort wurde z.B. das Spiel „Nacket`s Luisle“ gespielt, bei dem man mit drei Würfeln versucht die Zahlen in Reihenfolge 1 bis 10 zu würfeln und wenn das geschafft ist wieder rückwärts die Zahlen abzustreichen. Hier kamen gleich die geübten Mutschler zum Vorschein, die die anderen Mitspieler weit nach hinten ins Spielfeld setzten.
Etwas Stressiger wurde es dann um eine große Mutschel zu spielen. Hier kam das Spiel „Sieben friss“ zum einsatz. Das Prinzip ist ganz einfach, wer eine sieben würfelt muss Mütze und Schaal anziehen und so schnell wie möglich so viel wie möglich von der Mutschel essen. Da aber zwei Generationen gespielt haben und die jüngste Teilnehmerin erst drei Jahre alt war kam schon der Stress auf, da das ganz etwas langsamer wurde.
Lustig wurde es nochmal bei dem Spiel „Der Wächter“, bei dem ein Würfel auf dem Würfelbecher liegt und der Spieler den Würfel herunter pusten muss. Sehr zum Vergnügen der anderen Spieler blieb der Würfel öfter mal auf dem Becher liegen weil nicht mehr genug Kraft da war vor lauter lachen. Und die Runde wurde mit 0 Punkten dem Spieler eingetragen.
Abschließend ist zu sagen, dass es wieder ein schöner gemeinsamer Abend der Tanzgruppe war, bei der auch mal andere Traditionen gepflegt wurden. Insgesamt wurden in drei Stunden 18 Mutscheln verspielt und ein Kuchen als Nervennahrung nebenher gegessen. Bis auf ein Tanzgruppen Mitglied, die leider erfolgslos blieb, gingen alle glücklich nach Hause mit ihrer Mutschel und hatten sich ihr Frühstück für den nächsten Tag, mancher sogar dreifach, gesichert.
Mariana Peric