Presseberichte 2013

Donauschwäbische Tänze im Freiburger Priesterseminar

Am Freitag, 09.August, machten sich drei Autos aus Reutlingen auf den Weg nach Freiburg im Breisgau. Anlass war der 75. Geburtstag von Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, zudem die Donauschwäbische Tanz- und Folkloregruppe Reutlingen zusammen mit dem Tanzkreis Mosbach als Überraschungsprogrammpunkt eingeladen wurde.
Erzbischof Zollitsch wurde in Filipowa, was im heutigen Serbien liegt, als Sohn einer donauschwäbischen Familie geboren. Darum wurde die Tanzgruppe gebeten einige Tänze aus der alten Heimat zu zeigen, denn die Reutlinger Tanzgruppe trägt die Tracht aus Militisch, was ein Nachbardorf von Filipowa ist.
Nachdem die Gruppe im Priesterseminar Freiburg angekommen war und sich umgezogen hat wurde sie von der Presse um Bilder gebeten, bei der sie im Hintergrund steht während der Erzbischof seine Glückwünsche entgegen nimmt. Die Tanzeinlage war nur als kleiner Programmpunkt bei der Geburtstagsfeier neben Blaskapelle und Kirchenchor, sowie den Künstlern aus dem Europapark geplant.
Von der versprochenen Stunde Auftrittszeit sind schließlich nur ca. 30 Minuten übrig geblieben, da es durch Presse und Reden zu Zeitverzögerung kam. Nichts desto trotz zeigte die Donauschwäbische Tanz- und Folkloregruppe Reutlingen mit der Böhmischen Polka einen original Militischer Tanz und mit dem Flieger, bei dem zwei Paare tanzen und die Damen zwischendurch „fliegen“, viel körperlichen Einsatz. Weiterhin zeigte die Gruppe die Saarer Burschenweihe, einem Männertanz und einem Paartanz aus schnellen Rhythmen und die Tänze aus dem Péster Tiefland, Tänze von donauschwäbischen Choreographen, die in Ungarn leben. Zum Abschluss zeigte die Tanzgruppe die Musikantenpolka, die nochmal richtig Stimmung brachte. Durch den Zeitmangel konnte die Mosbacher Tanzgruppe leider nicht alle ihrer vorbereiteten Tänze zeigen. Trotzdem feierte das Publikum die beiden Tanzgruppen und verlangte Zugaben, was jedoch leider nicht möglich war.
Der Erzbischof ließ es sich nicht nehmen sich persönlich bei beiden Tanzgruppen zu bedanken und Gruppenbildern mit beiden zu machen. Er hat sich sehr darüber gefreut wieder die Tänze zu sehen, die er zuletzt in Filipowa mit 6 Jahren gesehen hat. Wie er der Tanzgruppe sagte, war er damals zu jung um mitzutanzen, aber er findet es toll und wichtig, dass diese Tradition erhalten bleibt.
Zusammen mit der Mosbacher Tanzgruppe standen 14 Tanzpaare auf der Bühne des Freiburger Priesterseminars, die von mehreren Generationen gezeichnet war. Während das jüngste Mitglied (3,5 Jahre) nur bei Papa an der Hand war zeigten die Reutlinger wie dynamisch die Tanzgruppe sein kann und die Mosbacher, dass man auch im Alter noch das Tanzbein schwingen kann.
Nach dem Auftritt saßen beide Gruppen noch zusammen und waren sich einig, dass es ein gelungener Auftritt war, auch wenn es schade ist, dass die Zeit nicht mehr für alle Tänze gereicht hat. Trotzdem war es eine Ehre für die Tanzgruppen als Vertreter der donauschwäbischen Tanzgruppen ausgewählt worden zu sein, für den Erzbischof zu tanzen. Während die Tanzgruppe Mosbach sich auf den Heimweg machte blieb die Reutlinger Tanzgruppe noch über Nacht um sich am nächsten Tag noch Freiburg anzuschauen.

Auch Donauschwaben können Mutscheln

Die Donauschwäbische Tanz- und Folkloregruppe Reutlingen hat sich zum traditionellen Mutscheltag getroffen und um das beliebte Gebäck „gemutschelt“.
Beim Mutscheltag handelt es sich um eine Tradition aus Reutlingen, die immer am Donnerstag nach dem Dreikönigstag stattfindet. Im Reutlinger Mutschel Büchle, in dem die Geschichte und Spielregeln des Reutlinger Mutscheltags stehen, ist geschrieben: „Das Erscheinungsfest heisst vielfach das „Öberste“ oder der Sterntag. Am Abend vor demselben wird im Bezirk außerhalb Reutlingens weißes Brot gebacken in der Form eines Sternes, dessen Zinken jedoch hervorragender und deutlicher als die des Müllerkuchens die strahlende Sonne darstellen. In Reutlingen nennt man jenes Backwerk Mutscheln. […]Am Abend dieses Tages verwandeln sich die Bäckerstuben in Wirtshäuser, in welchen es sehr lebhaft zugeht; überall werden Mutscheln herausgewürfelt und Wein dazu getrunken. Wehe dem Ehemann, der an diesem Abend ohne Mutschel nach Hause kehrt.“
Ganz nach dieser Tradition hat sich die Tanzgruppe getroffen und jeder hatte Mutscheln als Spieleinsatz mitgebracht. Da es die Mutscheln in unterschiedlichen Größen gibt wurde mit einfachen Spielen begonnen, bei denen z.B. die möglichst kleine bzw. größte Zahl gewürfelt werden musste in drei Durchgängen um eine kleine Mutschel zu erhalten.
Etwas schwieriger wurde es schon bei den mittleren Mutscheln. Dort wurde z.B. das Spiel „Nacket`s Luisle“ gespielt, bei dem man mit drei Würfeln versucht die Zahlen in Reihenfolge 1 bis 10 zu würfeln und wenn das geschafft ist wieder rückwärts die Zahlen abzustreichen. Hier kamen gleich die geübten Mutschler zum Vorschein, die die anderen Mitspieler weit nach hinten ins Spielfeld setzten.
Etwas Stressiger wurde es dann um eine große Mutschel zu spielen. Hier kam das Spiel „Sieben friss“ zum einsatz. Das Prinzip ist ganz einfach, wer eine sieben würfelt muss Mütze und Schaal anziehen und so schnell wie möglich so viel wie möglich von der Mutschel essen. Da aber zwei Generationen gespielt haben und die jüngste Teilnehmerin erst drei Jahre alt war kam schon der Stress auf, da das ganz etwas langsamer wurde.
Lustig wurde es nochmal bei dem Spiel „Der Wächter“, bei dem ein Würfel auf dem Würfelbecher liegt und der Spieler den Würfel herunter pusten muss. Sehr zum Vergnügen der anderen Spieler blieb der Würfel öfter mal auf dem Becher liegen weil nicht mehr genug Kraft da war vor lauter lachen. Und die Runde wurde mit 0 Punkten dem Spieler eingetragen.
Abschließend ist zu sagen, dass es wieder ein schöner gemeinsamer Abend der Tanzgruppe war, bei der auch mal andere Traditionen gepflegt wurden. Insgesamt wurden in drei Stunden 18 Mutscheln verspielt und ein Kuchen als Nervennahrung nebenher gegessen. Bis auf ein Tanzgruppen Mitglied, die leider erfolgslos blieb, gingen alle glücklich nach Hause mit ihrer Mutschel und hatten sich ihr Frühstück für den nächsten Tag, mancher sogar dreifach, gesichert.
Mariana Peric